Phänomenologische Wege von Solco Aurig

Neben meiner über 20jährigen musiktherapeutischen und -pädagogischen Tätigkeit beschäftigt mich immer auch der phänomenologische Blick auf die verschiedenartigen Musikströmungen des 20. Jahrhunderts. Hierbei rückte für mich mit der Zeit immer mehr die Musik Bela Bartoks in den Mittelpunkt des Interesses, da mir diese eine unerschöpfliche und bisher noch kaum erschlossene Inspirationsquelle für das Musikschaffen einerseits, aber auch musiktherapeutisches Arbeiten andererseits zu bieten scheint.

Aufbauend auf den Forschungen von Herrmann Pfrogner ist mein besonderes Anliegen die phänomenologische Entwicklung einer Musiklehre der Sekund, eine echte MELODIELEHRE die die herkömmliche, aus dem Terzerleben entstandene Harmonielehre, um eine mehr prozessuale Denk- und Erlebensweise erweitert, und damit neue Begriffe liefert die besser geeignet sind die spezifischen Neuerungen in Béla Bartóks Musik zu erfassen, als die „Schablonen“ der überwiegend terzbezogenen Harmonielehre.

Ausgangspunkt dieser Forschung war der Impuls, die von Bartók vielfach verwendete Tonskala mit erhöhter vierter und erniedrigter siebenter Stufe, phänomenologisch zu untersuchen. Hierbei war es mir wichtig diese Skala wirklich so wie sie Bartok in seinen Kompositionen verwendet, nämlich als besondere Form der Diatonik zu behandeln, und nicht als kompromisshafte Anpassung einer eigentlich harmonischen Skala. Aus dieser Arbeit ging zunächst eine vertiefte Beschäftigung mit unserem Tonsystem im Allgemeinen hervor, die zu neuen Erkenntnissen hinsichtlich differenzierter Zusammenhänge und Wechselwirkungen der Diatonik mit der menschlichen Wesenheit und der Physiologie führten.

Der „Heptatonia secunda“, wie die oben beschriebene Skala auch genannt wird, gesellte sich sehr bald als echte Polarität im goetheschen Sinne die „Heptatonia tertia“ hinzu, so dass schließlich eine übergeordnete Ganzheit sichtbar wurde in der einerseits die herkömmliche Diatonik („Heptatonia prima“), andererseits auch die Ganztonleiter in neuer Beleuchtung ihren Platz fanden. In meine Arbeit flossen auch die Erfahrungen ein, die ich in der therapeutischen Praxis mit den Spiegelskalen Anny v. Langes gesammelt hatte. Analog dazu bildete ich auch in der zweiten und dritten Heptatonik Modi und Spiegelskalen. Diese Vielfalt der Möglichkeiten möchte ich aber keinesfalls als verschiedene „Tonvorräte“ im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr als im Melodischen hörbar werdende prozessuale „Kräftewirkungen“ verstanden wissen, die zunächst phänomenologisch untersucht, geübt und meditiert werden wollen, um dann ganz frei künstlerisch und vor allem auch therapeutisch gehandhabt werden zu können.

– Gerne würde ich in einen Austausch mit Menschen kommen die an goetheanistisch-phänomenologischer Arbeit an diesen Themen oder an Bartoks Musik interessiert sind.

– Für Interessierte Musiker,Therapeuten, Ärzte und Andere biete ich auch Workshops zu diesen Themen an. Bei Interesse nehmen sie bitte Kontakt mit uns auf!